1499 – Unruhige Zeiten im Fricktal

Im Jahr 1499 tobte der Schwabenkrieg im Fricktal. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt und geplündert.
Heute zeugen archäologische Entdeckungen von diesen unruhigen Zeiten.

In einem Kooperationsprojekt der Kantonsarchäologie und der FBVH hat sich ein Team aus verschiedenen Fachpersonen 2022 bis 2023 mit archäologischen Hinterlassenschaften aus dem Fricktal beschäftigt, die möglicherweise in Zusammenhang stehen mit dem Schwabenkrieg. Die Resultate der Auswertung werden 2024 in einer Wanderausstellung mit breit angelegtem Rahmenprogramm vermittelt. Eine Fachpublikation und eine populärwissenschaftliche Publikation halten die Resultate für Fachwelt und Publikum fest.

Freiwilliges Engagement liefert wertvolle Quellenlage
Die Freiwilligen Bodenforscher haben in den letzten 30 Jahren wertvolle Arbeit im Fricktal geleistet, indem sie sich für die Ortskernforschung einsetzten. Sie verfügten über ein ausgezeichnetes Netzwerk in den Fricktaler Gemeinden und kamen dadurch an Informationen zu anstehenden Bauprojekten, die der Kantonsarchäologie Aargau häufig entgangen wären. Da es der kantonalen Fachstelle zudem lange Zeit an personellen Ressourcen mangelte, übernahmen die Bodenforscher auch Feldarbeiten. Selbst unter grossem Zeitdruck konnten sie wichtige Befunde dokumentieren und wertvolle Fundobjekte bergen. So führten die Freiwilligen Bodenforscher Ausgrabungen in den Gemeinden Eiken, Frick, Gipf-Oberfrick, Kaiseraugst, Kaisten, Möhlin, Oeschgen, Wölflinswil und Zeiningen durch. Diese einmalig dichte Quellenlage war die Basis für das Auswertungsprojekt, das 2022 bis 2023 in der Kantonsarchäologie durchgeführt wurde.

Spuren des Schwabenkriegs?
Die Resultate der Auswertung zeigen eine Verbreitung der Brandschichten mit archäologischen Funden ähnlicher Datierung.
Das lässt an ein übergeordnetes Ereignis im Fricktal denken. Die Brandschatzungen des Schwabenkriegs 1499 bieten dafür eine mögliche Erklärung. Das Fricktal war als Teil des habsburgischen Vorlandes während vielen Jahrhunderten eine Grenzregion, die durch Konflikte und Kriege geprägt war. Die Ergebnisse zeigen, dass das Fricktal während des Schwabenkrieges Brandschatzungen und Plünderungszüge erdulden musste. Erstaunlich ist dabei, dass dies in der historischen Forschung bislang nicht beachtet wurde. Die Ergebnisse des Auswertungsprojekts revidieren dieses Bild.

Neues Jahresheft
Ergänzend zur Ausstellung und zur geplanten Fachpublikation durch die Kantonsarchäologie widmet die FBVH dem Projekt ihr neues Jahresheft "Vom Jura zum Schwarzwald". Es wurde allen Mitgliedern zugesandt und ist für alle weiteren Interessierten kostenfrei im Download erhältlich:

Wanderausstellung mit Rahmenprogramm
Die Resultate des Auswertungsprojektes werden im laufenden Jahr mit einem breit angelegten Programm vermittelt. Eine Wanderausstellung mit Originalfunden gastiert vom 26. Februar bis zum 15. Dezember 2024 in 21 Fricktaler Gemeinden. Ein reiches Rahmenprogramm mit Vorträgen des Projektteams sowie szenische Führungen begleiten die Ausstellung.

Die Vernissage der Wanderausstellung und des populärwissenschaftlichen Buches findet am 26. Februar 2024 um 19.00 Uhr im Gemeindehaus in Stein statt.

Medienbeiträge: Artikel "Historischen blinden Fleck eliminieren" in der Neuen Fricktaler Zeitung vom 16.11.2021

Finanzielle Beteiligung
Swisslos-Fonds des Kantons Aargau
Gemeinden: Böztal, Densbüren, Eiken, Frick, Gansingen, Gipf-Oberfrick, Hellikon, Herznach-Ueken, Kaiseraugst, Kaisten,
Laufenburg, Mettauertal, Möhlin, Münchwilen, Mumpf, Oberhof, Oeschgen, Olsberg, Rheinfelden, Schwaderloch, Sisseln, Stein, Wölflinswil, Zeiningen und Zuzgen.
Odd Fellows
Stiftung Pro Fricktal

Bildnachweis: Diebold Schilling, Amtliche Berner Chronik, Bd. 1, Burgerbibliothek Bern, Mss.h.h.I.1